Engel: Ein Symbol überwiegt in diesem Feld: Engel. Die Grabsteine stammen aus dem 17. Jahrhundert und sind – abgesehen von der großen Grabplatte am Eingang - die ältesten auf diesem Friedhof. Engel schmückten damals sehr viele Grabsteine, auch in anderen Gegenden. Findest du hier den ältesten Grabstein von 1683?

Diese älteren Engel-Darstellungen auf den Grabsteinen A6 (der 6. Stein in Grabfeld A – von Westen/Talseite aus gesehen) aus dem 17. Jahrhundert sind eher schlicht. Sieh einmal hinüber z.B. zu dem jüngeren Stein C5 (der 5. Stein in Grabfeld C von Westen/Kirche aus gesehen) mit Anker, Krone und Totenkopf, er steht direkt am Weg und stammt vom Beginn des 18. Jahrhunderts. Es gibt auf beiden Steinen einen Engel. Aber die Größe, der Prunk, der Stil hatte sich im 18. Jahrhundert verändert.

Bruch und Reparatur: Nur wenige Steine haben während der Bauphase Schaden genommen. Auf die Steine A9 und D6 (5?) war bei Sturm ein Baum gestürzt. Leider hatte auch die große Grabplatte am Eingang einen kleinen Unfall. Siehst du die reparierten Risse? Die Stellen wurden mit eingebohrten Gewindestangen als Dübel und mit Steinkleber (wie Fliesenkleber) denkmalgerecht repariert.

Petrus: Der Schutzpatron unserer Kirche ist Petrus, wie auch bei anderen um diese Zeit von der Diözese Paderborn geweihten Kirchen. Deshalb heißt der Brunnen im Dorf auch „Petersborn“. 

Brauchtum: Roland Linde schreibt im Buch „Talle“, dass die Kinder im Spätmittelalter am Peterstag, dem 22. Februar mit Knüppeln den Sülworm (Säulenwurm) aus den Fachwerkständern der Häuser klopften und dabei sangen:

„Kloppe Sülver, kloppe Sülver,
Sünne Peider es niu,
Nieden un Luise,
Radden un Muise,

heriut, heriut!“

Klopfe Silber, klopfe Silber,
Sankt Peter ist nun,
Nissen und Läuse
Ratten und Mäuse,
heraus, heraus!

Der Brauch hänge vermutlich damit zusammen, dass Petrus schon im Mittelalter als Verwalter der Himmelspforte angesehen wurde. Allerdings wurde dieses Fest mit dem Klopfbrauch der Kinder auch in vielen anderen Lippischen Orten gefeiert, also nicht nur in Talle wegen der Peterskirche.

Schlüssel und Buch: Petrus wird meistens mit einem Schlüssel (für die Himmelstür) und einem Buch (des Lebens) dargestellt. Er sitzt hier oben auf dem Giebel. Allerdings ist das eine Replik (Kopie) aus einem Stein, der nicht so empfindlich gegen Witterungseinflüsse ist. Das aufgearbeitete Original steht in der Kirche in einer Wandnische, leider ist schon vor langer Zeit ein Teil des Schlüssels abgebrochen. Siehst du ganz oben auf dem Dach noch ein Symbol, das mit Petrus zu tun hat? (In der Nacht, als Jesus verraten wurde …)

Petrusfigur am Giebel_1936
Petrusfigur am Giebel_1936 © LWL-DLBW