Grabstein B1

alte Grabstein-Nr. 37

Name: Grotegut  

Ort: Welstorf

geboren: ?
gestorben: 25.03.1705
Alter: 35 Jahre

Inschrift vorne

Anno 17__ den
____
ist die ehr und tu
gendsahme Frau
Anna Ilsabe Brandes
selig in dem Herren
entchlaffen
ihres Alters __
Jahr

Inschrift vorne

Anno 1705 den
25 Martii ist
der ehrenacht
bahre Henrich
Grotegut zu
Welstrub selig
in dem Herren
entschlaffen
sines Alters 35
Jahr

Inschrift hinten

Textus
Matth Cap 25 V 21
Ey du frommer
und getreuer
Knecht, du bist
uber wenigem, ge-
treu gewesen, ich
wil dich uber viel
setzen, gehe
ein zu deines
Herren Freude

Inschrift hinten

Textus
Psalm 34 V 20
Der Gerechte mus
viel leiden, aber
der Herr hilft ihm
aus dem allen

Da sprach sein Herr zu ihm: Recht so, du guter und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude!

Bibelvers nach moderner Lutherübersetzung  aus Matthäus 25 Vers 21

Der Gerechte muss viel leiden, aber aus alledem hilft ihm der HERR.

Bibelvers nach moderner Lutherübersetzung  aus Psalm 34 Vers 20

Heinrich Grotegut Nr. 2 zu Welstorf, Ehemann von Anna Ilsabe Brand aus dem Kalldorfer Krug, wurde schon am 28.3.1705 mit 35 Jahren begraben. Sie ging 1706 (zuletzt proklamiert 6.6.) eine zweite Ehe mit Johan Töns Klocke aus Röntorf ein (Bruder von Hieronymus, Grabstein C2), der nach damaligem Brauch den Hofnamen Grotegut annahm. 

Neben einer Weinrebe ist als wappenähnliche Verzierung bei ihr im linken Teil des Doppelgrabsteins ein Herz zu finden, das von 2 Pfeilen durchbohrt ist und aus dem eine Blume sprießt. Bei Henrich Grotegut sind die Buchstaben H und GG zu einem Monogramm zusammengestellt. (Quelle: Nicolas Rügge, Die Grabsteine an der Kirche in Talle)

Auf der Rückseite findet sich unten in der Mitte ein Totenschädel mit einem Banner und der Mahnung "memento mori", übersetzt: bedenke, dass du sterben wirst. Solche Symbole gehörten zum Zeitgeist und waren als Zeichen der Vergänglichkeit nicht unüblich. Der Bibeltext ist der gleiche wie bei Grabstein A5 und C5 von 1703 bzw. 1706, also aus der gleichen Zeit. 

Die Jahreszahlen auf ihrer Seite sind nicht fertig ausgeschlagen und hier gibt es auch ein paar Ligaturen (zusammengezogene Buchstaben).

August Wiemann überlegte 1920 in seinem Büchlein "Heimatkundliche Bilder aus dem Ilsetal" zu diesem Grabstein mit den fehlenden Todesdaten der Anna Ilsabe Brandes noch folgendes: "Wir stutzen einen Augenblick. Was bedeuten die Striche in der Inschrift? Aber des Rätsels Lösung ist bald gefunden. Die Witwe hat beim Tod ihres Mannes sich selbst ein Denkmal mitgesetzt, ihrem liebenden und trauernden Herzen, das einst auch dem toten gelten sollte. Uns scheint es zwar etwas sonderbar, von sich selbst als einer ehr- und tugendsamen Frau zu sprechen auf einem Denkmal und sich als seelig in dem Herrn entschlafen zu bezeichnen in vielleicht voller Lebens- und Jugendkraft. Aber jene Zeit mußte darin wohl anders fühlen und urteilen; denn ähnliche Denkmäler finden wir häufiger, und sie wären sicher nicht gesetzt worden, wenn sie lächerlich gewirkt hätten. Etwas neugierig, was die Witwe ihrem Manne und sich wohl für Denksprüche ausgesucht hat, besehen wir die Rückseite dieses interessanten Doppelsteines und lesen dort unter ernsten Engelköpfen für ihn: „Textus Math. 25, Vers 21 Ey, du frommer und getreuer Knecht“ usw. und für sie: „Textus Psalm 34 Vers 20 Der Gerechte muß viel leiden, aber der Herr hilft ihm aus dem allen.“ Wir sinnen wohl einen Augenblick dem weiteren Schicksal dieser Frau nach. Ob sie vielleicht ein neues Lebensglück an der Seite eines anderen Gatten gefunden hat und an dessen Seite auch ihre Ruhestatt auf dem Friedhofe? Oder warum sonst ist die Inschrift nicht durch die Zahlen ergänzt, die sich auf ihren Tod beziehen? Wir sinnen wohl, aber ersinnens nicht. „Hier schweigt der Stein, und stumm ist selbst die Sage.“ Interessant also die Recherchen hierzu von Nicolas Rügge (s.o.), sie sei später eine zweite Ehe mit Johann Töns Klocke aus Röntorf eingegangen.